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Tamron 28-75 f2.8 Di III RXD für E-Mount - ein erster Bericht


Update 03.10.2019

Wer mehr Bilder von dem Objektiv sehen will, dem sei mein Bericht über die diesjährige Hüttentour in den Lechtaler Alpen ans Herz gelegt. 
Alle Bilder, sofern nicht anders bezeichnet, wurden mit dem Tamron gemacht.

 

Update 02.10.2018

Inzwischen besitze ich das Objektiv 4 Monate und es ging einiges an Licht hindurch auf den Sensor.
Dabei waren Ausflüge, Hochzeiten und auch einige Filmaufnahmen.
Ich bin immer noch sehr zufrieden damit.


Gerade bei den Hochzeiten hat es mich und auch die Kundschaft äußert zufrieden gestellt.
Die kritischen Szenen wie das Ringanstecken, der Kuss oder durch das Spalier laufen, konnte es prima festhalten.
Vom Fokus her hatte ich es stets mit der A7rII im AF-C lock-on (also Fokusverringelung) benutzt.
Natürlich gab es auch ein paar Fehlfokussierungen. Aber das waren immer kritische Situationen wo ich bei meinen Sonyfestbrennweitern wahrscheinlich auch an Grenzen gestoßen wäre. Da ist einfach die A7rII überfordert.
In meinem Blogbeitrag von Helen&Sebastians Hochzeit sind die Bilder der Trauung (vom Ausstieg aus dem Auto bis Sparlierlauf) alle mit Tamron entstanden.

Insgesamt gesehen macht es weiterhin sehr viel Spaß wenn einem der Brennweitenbereich und das manchmal 'charakterliche' Bokeh nicht stören.


Letzten Donnerstag traf es also bei mir ein. Das erste native, nicht-Sony Zoomobjektiv für den Vollformat E-Mount Anschluss.
Mit seinem Zoombereich von 28-75mm und einer durchgängigen Blende von f2.8 hat es schon mal interessante Werte.
Viele werden und haben bereits den 'engen' Weitwinkel von 28mm mukiert. Gerade wenn man das einzige andere f2.8er Zoom von Sony zum Vergleich heranzieht. Bei dem es sich um ein 24-70mm handelt.
Die Anfangsbrennweite wurde von Tamron allerdings mit Absicht gewählt um das Objektiv klein und leicht zu halten.
Für mich um so besser. Da ich eher People als Landschaften fotografiere und die 5mm mehr am Telebereich sehr begrüße.

Getestet habe ich an der A7rII sowie, was die Videofähigkeit und den Autofokus betrifft, auch an der a6300.

 

Hier also meine ersten praktischen Erfahrungen und Eindrücke. 


Verarbeitung und Haptik

Als ich das Tamron auspackte und zum ersten Mal in den Händen hielt, es neugierig beäugte und hin und her drehte fiel eins auf:


Es ist unglaublich leicht.

550g für ein Objektiv was den Vollformatsensor ausleuchtet und dabei knappe 12cm lang ist ist in meinen Augen schon erstaunlich.


Es besteht aus Plastik.

Dieses ist allerdings angenehm zu umfassen und fühlt sich sehr wertig an.

Zoom und Fokusring bestehen aus einer gummierten Oberfläche.

Die fässt sich zwar sehr gut an. Aber ich bin gespannt wie staubanziehend sie ist.
Der Tubus fährt beim Zoomen etwa 3cm aus was ebenfalls nicht auffällig viel ist. 


Autofokus

Der Autofokus ist schnell und treffsicher und steht dem der nativen Linsen in nichts nach.

Zwar nicht ganz so flott wie das FE28 aber in meinen Augen sind das FE55 & FE85 an der A7rII gleich auf.
Für ein Zoom also nach meinem Empfinden bestens.

Der AugenAF sammt Verfolgung im AF-C Modus funktioniert ebenfalls wie gewohnt. 

In dunklen Umgebungen wird das AF System der Kamera zum Flaschenhals. 

Während die a6300 mit dem Tamron schon hin und her pumpt, fokussiert die A7rII zwar langsam aber dank besserer Rauschreserven akkurat.

Aber wie gesagt, das liegt an der Kamera. Nicht am Objektiv.

Naheinstellgrenze bei 28mm (f8.0)
Naheinstellgrenze bei 28mm (f8.0)
Naheinstellgrenze bei 75mm (f2.8)
Naheinstellgrenze bei 75mm (f2.8)

Die Naheinstellgrenze ist bei 28mm sagenhafte 4cm zur Frontlinse. Ihr könnt eurem Objekt der Begierde also ordentlich auf den Zahn fühlen.Bei 75mm sind es circa 20cm.
Das hat schon einen Hauch von Makro bei den Cropreserven der A7rII mit den 42 Megapixeln.

Zum Fokus im Videomodus erfahrt ihr unten mehr.


Bildqualität

Das wohl wichtigste Kriterium.

Vorher sei gesagt, ich selber bin weniger Landschaftsfotograf und bilde lieber Personen auf meinen Fotos ab.
Dass heißt, ich nutze eher den Tele als den Weitwinkelbereich und bei mir fällt im Alltagsgebrauch eine geringe Randschärfe nicht so sehr ins Gewicht.

Aber bevor es zu meiner subjektiven Einschätzung kommt, hier ein paar objektivere Vergleichsbilder. 
Alles jpegs direkt aus der Kamera (A7rII):

28mm

28mm f2.8
28mm f2.8
28mm f4.0
28mm f4.0
28mm f8.0
28mm f8.0

28mm f2.8
28mm f2.8
28mm f4.0
28mm f4.0
28mm f8.0
28mm f8.0

Bei 28mm ist die Schärfe in der Mitte sehr gut. Zum Rand hin fällt sie offensichtlich ab, auch Vignettierung und eine leichte Bildwölbung sind sichtbar.
Das alles bessert sich sichtlich beim Abblenden auf f4 und nochmals bei f8.
Für Landschaften bei denen also eh Abgeblendet wird ab circa f5.6 sehr gut (für ein Zoom).
Offenblendig für zum Beispiel Nachthimmelaufnahmen würde ich es nicht einsetzen.

 

Hinweis: Die Vignettierung bei Offenblende lässt sich in Photoshop/Lightroom mit einem Wert von circa +60 bei der manuellen Objektivkorrektur entfernen.

50mm

50mm f2.8
50mm f2.8
50mm f4.0
50mm f4.0
50mm f8.0
50mm f8.0

50mm f2.8
50mm f2.8
50mm f4.0
50mm f4.0
50mm f8.0
50mm f8.0

In der Mitte bei gefälligen 50mm sieht in meinen Augen bei f2.8 alles gut aus.
Auch hier gibt es den Schärfeabfall zum Randbereich. Allerdings bei weitem nicht so extrem wie im Weitwinkelbereich.
Vignettierung muss man eher suchen als das diese auffällt. Ab f4 erhält man ein vollständig homogenes Bild.

75mm



Willkommen am langen Ende von 75mm.
Dieses begrüßt offenblendig mit einer großzügigen Vignette. Toll für Portraits wenn man diese mag.
Falls nicht, hilft Nachbearbeiten oder das Abblenden. Bei f4 ist sie schwächer. Bei f8 nicht mehr vorhanden.
Der Schärfeverlauf ist dem bei 50mm sehr ähnlich.

Verhalten in der Praxis

Ich war bisher mit dem Objektiv im Zoo unterwegs und habe damit meine Kinder abgelichtet.

Ich denke es ist verständlich, dass ich Bilder der Sprößlinge hier nicht einstelle. 

Von daher hier nur einige 'nicht menschliche' Eindrücke vom Zoo mit der a6300:
(weitere Beispielfotos mit der A7rII stelle ich im Laufe der Woche weiter unten zur Verfügung)

75mm, f5.0
75mm, f5.0
50mm, f2.8
50mm, f2.8

75mm, f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8 (durch eine Scheibe)
75mm, f2.8 (durch eine Scheibe)

75mm, f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8

Begeistert bin ich vom Bokeh. Dieses ist in meinen Augen über den gesamten Brennweitenbereich sehr schön und ruhig.
Nur um die 60mm herum empfand ich es als etwas unruhig. Aber dennoch alles andere als unschön.

Chromatische Abberationen muss man mit der Lupe suchen. Nur bei sehr starken Kontrasten an der Naheinstellgrenze konnte ich sie provozieren.

Bokehbeispiel im Selbstversuch. Jpegs aus Raws der A7rII ohne Bearbeitung. Kreativmodus 'lebhaft'.

28mm, f2.8
28mm, f2.8
50mm f2.8
50mm f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8

Insgesamt bin ich sehr zufrieden was die optische Leistung angeht. Da mich, ich wiederhole mich, die Minuspunkte nicht arg stören.

Ich habe vor zwei Wochen mit einem geliehenden Sony GM 24-70mm eine Hochzeit begleitet.
Und ich bin absolut sicher, dass ich dies mit gleichen Endresultat auch mit dem Tamron hätte machen können.
Die Zukunft wird es zeigen.


Video

Da die A7rII im 4k Modus in den APS-C crop Modus wechselt ist die Bildqualität natürlich wie gewohnt über jeden Zweifel erhaben.

In FullHD oder beim Wechsel in den 4k Vollformatmodus bei Auslesen des gesamten Sensors sind Vignettierung und Verzerrung aber auch kein Problem. 
Da ja nun mal im 16:9 Format aufgenommen wird und die problematischen Ecken somit wegfallen.

 

Die Verzerrung kommt wirklich nur für den zu tragen der sich gerne ein Video von einer unbewegten Ziegelwand aufnehmen mag.


Der Fokus stellt in der Einstellung 'AF Speed: langsam' schön geschmeidig nach und trifft ohne um das Ziel 'herumzupumpen'.
Diese Treffsicherheit lässt natürlich bei weniger Licht nach. Das ist aber halt kein Manko des Objektivs.


Wer Zoomfahrten machen möchte, kann dies natürlich tun. Der Zoom bei meinen Exemplar lässt sich schön gleichmäßig bewegen.
Wer mit internen Mikro der Kamera arbeitet, sollte sich aber bewusst sein, dass das Zoomen ein leises 'Bürstgeräusch' verursacht.
So als ob man langsam mit einer Bürste über den Teppich geht. Vermutlich ist dies der Abdichtung geschuldet.

Der Autofokus arbeitet im übrigen nicht hörbar beim Filmen (im AF Speed: langsam!).
Wer ihn wahrnehmen möchte muss schon sein Ohr an das Objektiv halten.
Da sich der Schwerpunkt beim Ausfahren des Zoomens nur sehr gering verlagert, kann ich selbst auf meinem Gimbal (Zhiyun Crane) davon Gebrauch machen ohne diesen neu kalibrieren zu müssen.

Der Fokus ist wie bei Sony-Linsen auch 'by wire'.  Also elektronisch gelöst. Toll ist, dass er beim Tamron nicht so empfindlich ist.
Es sind also schöne Fokusfahrten möglich auch wenn man es nicht exakt schafft mit der gleichen Geschwindigkeit am Fokusring zu drehen.
Irgendwie fühlt er sich ''echter' an als zum Beispiel beim 28mm f2 von Sony.
'Focus breathing' konnte ich nicht feststellen. Der Bildauschnitt bleibt also bei jeglichem Fokusabstand gleich.

Die Brennweiten werden wie zu erwarten übertragen und der Stabilisator der A7rII gleicht geringe Bewegungen prima aus.
Für mich also ein perfektes und lichtstarkes Zoom für Videoaufnahmen.

 

Das Tamron auf dem Zhiyun Crane Gimbal
Das Tamron auf dem Zhiyun Crane Gimbal
Das Tamron an der a6300
Das Tamron an der a6300


Fazit

Titel: 'An der Naheinstellgrenze'   75mm, f4.5
Titel: 'An der Naheinstellgrenze' 75mm, f4.5

Das Tamron hat Schwächen. Ja.

 

Bei Offenblende und 28mm gibt es an der A7rII deutliche Schärfeverluste am Rand.

 

Auch die Vignettierung bei 28mm sowie vor allem bei 75mm werden einige sauer aufstoßen lassen.

Aber natürlich lässt sich das im Nachhinein korrigieren und sobald es die ersten Profile für Lightroom und Co. gibt,

wird es die Wenigsten stören.

 

Trotz alledem ist es für mich ein tolles Objektiv. Mit f2.8 ist es für mich als verwöhnten 'Festbrenner'

gerade noch ausreichend lichtstark.

Für mich hat es, dafür das es ein Zoom ist, ein angenehmes Bokeh über den gesamten Bereich mit sporadischen

Aussetzern die bei bestimmten Brennweiten und Motiventfernungen auftreten. Aber für mich nicht wirklich störend.

 

Es ist in der Mitte offenblendig sehr scharf. Beim Randbereich abgeblendet auch falls doch mal Landschaft damit gemacht wird.

Der Autofokus steht dem der Sony Objektive in nichts nach. Alle Funktionen entsprechen denen eines nativen Objektives.

Es arbeitet beim Fokussieren flüsterleise (aber nicht lautlos).

 

Es ist leicht! Und von der Größe her perfekt an der A7rII und selbst an der a6300 gut zu handhaben.

 

Dank des 16:9 Beschnitts auch vollkommen Videotauglich.

Da damit die problematischen Bereiche fast nicht mehr vorhanden sind (Vignettierung).

Ebenfalls ist es ein Traum auf einem Gimbal. Auf 50mm ausgefahren und ausbalanciert, lässt es sich damit super auf dem Crane bedienen und Zoomen.

 

Für den Preis bekommt man einiges.

Jemand der auf jedes Pixel vor allem im Randbereich angewiesen ist wird weniger Freude haben. Vor allem bei Offenblende.

Die Verarbeitung ist übrigens gut bis sehr gut. Es fässt sich gut an. Aber es ist halt kein Metall sondern Kunststoff.

CA's muss man mit der Lupen suchen. Ebenso wie Flares.

 

Für alle die ein lichtstarkes, günstiges, leichtes Vollformat-Zoom suchen und sich mit dem Brennweitenbereich anfreunden können,

kann ich unbedenklich eine Empfehlung aussprechen.

 

Guter Job Tamron. Ich hoffe auf mehr :-)


Beispielbilder (wird fortlaufend ergänzt)

28mm, f4.0  Vignette per Photoshop entfernt
28mm, f4.0 Vignette per Photoshop entfernt
28mm, f2.8 absichtlich mit Offenblende, Vignette per Photoshop entfernt
28mm, f2.8 absichtlich mit Offenblende, Vignette per Photoshop entfernt
28mm, f8.0
28mm, f8.0

53mm, f2.8 tolles Bokeh
53mm, f2.8 tolles Bokeh
75mm, f4.5 unbearbeitet
75mm, f4.5 unbearbeitet
100% crop aus letztem Bild
100% crop aus letztem Bild

35mm, f2.8
35mm, f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8
28mm, f8.0
28mm, f8.0

28mm, f2.8
28mm, f2.8
28mm, f2.8
28mm, f2.8
75mm, f2.8
75mm, f2.8